Vielen fehlt die Vision: 3 Schritte sind essentiell, wenn KI-Wandel in der Arbeitswelt erfolgreich sein soll
Mittwoch, 20.03.2024, 12:40
Die Künstliche Intelligenz revolutioniert die Arbeitswelt. Doch wie gut sind deutsche Unternehmen darauf vorbereitet? Das beleuchtet der KI-Experte Kishor Sridhar. Eine Studie zeigt: Viele Firmen informieren ihre Mitarbeiter unzureichend über die Chancen und Risiken.
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Gehen deutsche Unternehmen die KI-Revolution richtig an?
Die sich abzeichnende Veränderung der Arbeitswelt durch künstliche Intelligenz wird Unternehmen vor enorme Herausforderungen stellen. Unternehmen, die heute nicht aktiv die Potenziale und Möglichkeiten der KI erkunden, werden bereits in naher Zukunft in erhebliche Schwierigkeiten geraten.
Besonders alarmierend ist dabei die Tatsache, dass es in zahlreichen deutschen Unternehmen in Branchen, die potenziell am stärksten von den Auswirkungen der künstlichen Intelligenz betroffen sein werden, wie dem Dienstleistungssektor, der Industrie und der Pharmabranche, noch immer an strukturierte Vorgehensweisen bei der Implementierung von künstlicher Intelligenz mangelt.
Wird die Belegschaft in deutschen Unternehmen ausreichend informiert?
Die Ergebnisse einer Umfrage, die im Rahmen der Studie „KI: Chancen & Risiken für deutsche Unternehmen 2024“ unter 250 Unternehmen in Deutschland durchgeführt wurde, verdeutlichen diese Problematik. Zwar gaben rund Dreiviertel der befragten Unternehmen an, sich mit KI-Lösungen zu beschäftigen und deren Einsatz auch bereits im Alltag zu testen, was ermutigen wird. Doch ein tieferer Blick zeigt, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nur unzureichend informiert werden oder deren Meinung eingebunden wird.
Über den Gastautor Kishor Sridhar
Kishor Sridhar ist Executive Berater, Keynote Speaker und Buchautor. Er berät europäische Unternehmen zu Führung, Change, New Work und KI. Mit praxisnahen Erkenntnissen aus seinen Wirtschaftsstudien, wie z.B. „KI im Mittelstand“, begleitet er Führungsebenen in Veränderungsprozessen. Kishor Sridhar lehrt an der International School of Management in München Cross Cultural Leadership und New Work.
Vielen Unternehmen fehlt es schlichtweg an einer grundlegenden Kommunikationsstrategie. Etwa zwei Drittel der befragten Unternehmen gaben an, nicht über eine klare KI-Vision zu verfügen, die sie ihren Mitarbeitern vermitteln könnten. Nur jedes zehnte Unternehmen, das mit sich mit dem Einsatz künstlicher Intelligenz beschäftigt, hat seine Mitarbeiter systematisch über die Anforderungen und Möglichkeiten des KI-Einsatzes informiert. Mehr als 80 Prozent der Unternehmen haben keine strukturierten Feedback-Prozesse durch Kollegen im Unternehmen durchgeführt, und fast die Hälfte der Unternehmen hat keine interne Kommunikationsstrategie für die Einführung von KI entwickelt.
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Wie dramatisch wirkt sich mangelnde Informationen zur KI aus?
Gerade diese Kommunikationsdefizite stellen ein erhebliches Problem für die Zukunft dar, warnt auch Prof. Dr. Veit Etzold vom Institut für Neuromarketing an der Hochschule Aalen:
Wenn Führungskräfte keine positive KI Story erzählen, bei denen sich die Mitarbeiter abgeholt fühlen, erzählen sich die Mitarbeiter selbst eine Story, und die ist dann meist negativ à la: „Böser Vorstand nutzt KI, um unsere Jobs zu ersetzen (und uns rauszuschmeißen)“. Nicht oder nur wenig zu kommunizieren, ist keine Lösung, denn jedes Vakuum wird mit einer Story gefüllt und wir glauben negativen Storys mehr, weil unser Selbsterhaltungstrieb möchte, dass wir die Realität für schlimmer halten als sie ist. Gemäß der Devise: Besser ein Pessimist, der lebt, als ein Optimist, der tot ist. Führungskräfte müssen daher ganz klar und zielgruppenorientiert darlegen, warum sich KI lohnt, was dem Unternehmen ohne KI entgeht und was der Benefit ist. Sonst kursieren unerwünschte Panik-Storys in den Kaffeeküchen und die verbreiten sich leider viel schneller als trocken abgelesen Power Point Präsentationen.
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Was müssen deutsche Unternehmen tun, um den Wandel erfolgreich zu gestalten?
Um den Wandel erfolgreich zu gestalten, müssen Unternehmen deswegen sich nicht nur auf die Technologie selbst konzentrieren, sondern die Belegschaft auf allen Ebenen einbeziehen. Schließlich kann niemand den Einsatz neuer Technologien besser einschätzen als die Fachkräfte, die täglich damit arbeiten müssen. Für einen erfolgreichen Wandel gehören folgende Schritte:
- Eine klare Kommunikationsstrategie mit einer Vision: Wieso machen wir das? Was bringt es uns als Unternehmen und jeden Einzelnen? Niemand setzt etwas um, wenn man das Warum nicht versteht.
- Klare Ziele: Bis wann wollen, wir was erreicht haben? Wenn keiner weiß, wohin es gehen soll, herrscht Stillstand
- Ehrlichkeit: Welche Vorteile bringt die KI, aber auch welche Nachteile? Und wie gehen wir mit den Nachteilen um? Denn Ehrlichkeit ist in jedem Wandel unabdingbar und schafft Vertrauen.
Jede Veränderung erfordert nun mal vor allem eins: eine klare Sprache und das Vertrauen der Betroffenen. Die KI-Revolution ist längst keine rein technologische Umwälzung mehr, sondern eine gesellschaftliche Revolution. Unternehmen, die also primär auf die technischen Möglichkeiten konzentrieren, es aber versäumen Ihre Mitarbeiter in dem Dialog mit einzubinden, laufen Gefahr, die Deutungshoheit über den Wandel und somit auch das Mitarbeiterengagement zu verlieren.
Dieser Text stammt von einem Expert aus dem FOCUS online EXPERTS Circle. Unsere Experts verfügen über hohes Fachwissen in ihrem Themenbereich und sind nicht Teil der Redaktion. Mehr erfahren.
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